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Erfassung und Reporting finanzierter Emissionen: Ein Leitfaden

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In diesem Leitfaden erhalten Nachhaltigkeitsmanager wertvolle Einblicke, wie sie finanzierte Emissionen messen und berichten können. Zudem werden praktische Tipps zur effektiven Verwaltung dieser Emissionen und zur Ausrichtung der Investitionspolitik an Nachhaltigkeitszielen gegeben.

Inhaltsverzeichnis

Finanzierte Emissionen verstehen

Was sind finanzierte Emissionen?

Finanzierte Emissionen sind Treibhausgasemissionen, die mit den Investitionen und Darlehen von Finanzinstituten verbunden sind. Diese Emissionen stammen aus den Aktivitäten der Unternehmen und Projekte, die finanzielle Unterstützung erhalten. Im Wesentlichen stellen finanzierte Emissionen den CO2-Fußabdruck eines Finanzportfolios dar.

Warum sind finanzierte Emissionen für Nachhaltigkeitsmanager wichtig?

Nachhaltigkeitsmanager müssen sicherstellen, dass ihre Organisationen für die Umweltauswirkungen ihrer Investitionen verantwortlich sind. Das Verständnis und die Verwaltung finanzierter Emissionen hilft, den CO2-Fußabdruck finanzieller Aktivitäten zu bewerten und die Investitionspolitik an Nachhaltigkeitszielen auszurichten. Durch die Messung und Berichterstattung dieser Emissionen können Nachhaltigkeitsmanager nachhaltige Investitionspraktiken innerhalb ihrer Organisationen fördern.

Messen finanzierter Emissionen

Methoden zur Messung finanzierter Emissionen

Das Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) bietet eine standardisierte Methode zur Messung finanzierter CO2-Emissionen. Diese Methode hilft Finanzinstituten, ihre Treibhausgasemissionen aus Kredit- und Investitionstätigkeiten zu berechnen und zu berichten. Durch die Befolgung der PCAF-Methode können Nachhaltigkeitsmanager den CO2-Fußabdruck ihres Finanzportfolios genau messen.

Im Gegensatz zum Top-Down-Ansatz des GHG-Protokolls verwendet PCAF einen Bottom-Up-Ansatz, der finanzierte Emissionen auf Kundenebene bewertet. Dies ermöglicht eine präzisere Bewertung der Umweltauswirkungen und klimabezogenen Risiken. Weitere Einblicke in die Methodiken zur Messung von Emissionen, einschließlich der Verwendung von Lebenszyklusanalyse, finden Sie in unserem detaillierten Artikel.

Zusätzliche PCAF-Anforderungen an die Treibhausgas-Buchhaltung und -Berichterstattung

  • Anerkennung: Finanzinstitute müssen alle finanzierten Emissionen unter Scope 3, Kategorie 15 (Investition) Emissionen gemäß dem GHG-Protokoll Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard erfassen. Ausnahmen müssen offengelegt und begründet werden.
  • Messung: Finanzinstitute müssen ihre finanzierten Emissionen für jede Assetklasse messen und berichten, indem sie "dem Geld folgen" und die PCAF-Methoden anwenden. Mindestens müssen absolute Emissionen gemessen werden. Vermiedene und entfernte Emissionen können ebenfalls gemessen werden, wenn Daten verfügbar sind.
  • Zurechnung: Der Anteil der Emissionen des Finanzinstituts muss proportional zu seinem Anteil an der Exposition im Verhältnis zum Gesamtwert (Unternehmen, Projekt, Asset) des Kreditnehmers oder Beteiligungsnehmers sein.
  • Datenqualität: Finanzinstitute müssen die bestmöglichen Daten für jede Assetklasse verwenden und daran arbeiten, die Datenqualität im Laufe der Zeit zu verbessern.
  • Offenlegung: Die öffentliche Offenlegung der Ergebnisse der PCAF-Bewertungen ist für externe Stakeholder und Finanzinstitute, die die Methodik anwenden, unerlässlich. Dies gewährleistet eine klare, vergleichbare Sicht darauf, wie die Investitionen von Finanzinstituten zu den Klimazielen von Paris beitragen.

Tools und Software zur Erfassung finanzierter Emissionen

Verschiedene Tools und Software stehen zur Verfügung, um die Messung finanzierter Emissionen zu unterstützen, einschließlich CO2-Bilanzierungsplattformen und Nachhaltigkeitsmanagementsoftware. Diese Tools können die Datenerfassung vereinfachen und wertvolle Einblicke für Nachhaltigkeitsmanager bieten, um fundierte Entscheidungen über die Investitionen ihrer Organisation zu treffen. Lesen Sie unseren Leitfaden zur Lebenszyklusanalyse, um mehr über die Integration dieser Methoden in Ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu erfahren.

Best Practices für genaue Messungen

Um eine genaue Messung finanzierter Emissionen zu gewährleisten, sollten Nachhaltigkeitsmanager klare Datenbeschaffungsprozesse und robuste Verfolgungssysteme einrichten. Die Erfassung zuverlässiger Daten von Beteiligungsunternehmen und Projekten, die Berücksichtigung indirekter Emissionen und die regelmäßige Überprüfung der Daten sind entscheidende Schritte. Die Nutzung desselben Datenanbieters für alle Aktien und Anleihen kann helfen, die Variabilität der Scope-1- und Scope-2-Emissionen zu berücksichtigen.

Berücksichtigung verschiedener Assetklassen

PCAF bietet detaillierte Anleitungen zur Messung und Offenlegung von Treibhausgasemissionen, die mit sieben Assetklassen verbunden sind:

  • Gelistete Aktien und Unternehmensanleihen
  • Unternehmenskredite und nicht börsennotierte Beteiligungen
  • Projektfinanzierung
  • Gewerbeimmobilien
  • Hypotheken
  • Fahrzeugdarlehen
  • Staatsanleihen

Berechnung finanzierter Emissionen

Beispiel: Aktien und Unternehmensanleihen

Finanzierte Emissionen aus einem Darlehen oder einer Investition in ein Unternehmen werden berechnet, indem der Zurechnungsfaktor mit den Emissionen des Kreditnehmers oder Beteiligungsunternehmens multipliziert wird. Die gesamten finanzierten Emissionen eines Portfolios aus gelisteten Aktien und Unternehmensanleihen werden wie folgt berechnet:

Finanzierte Emissionen = ∑c (Zurechnungsfaktorc × Unternehmensemissionenc)

wobei c der Kreditnehmer oder das Beteiligungsunternehmen ist.

Der Zurechnungsfaktor ist das Verhältnis des ausstehenden Betrags zu EVIC für börsennotierte Unternehmen und das gesamte Eigen- und Fremdkapital für Anleihen an private Unternehmen:

Für börsennotierte Unternehmen:

Finanzierte Emissionen = ∑c (Ausstehender Betragc / Enterprise Value Including Cashc × Unternehmensemissionenc)

Für Anleihen an private Unternehmen:

Finanzierte Emissionen = ∑c (Ausstehender Betragc / Gesamtes Eigen- und Fremdkapitalc × Unternehmensemissionenc)

PCAF-Ansätze zur Berechnung finanzierter Emissionen

  • Option 1: Berichtete Emissionen
    • Erfassen von Emissionsdaten direkt vom Kreditnehmer oder Beteiligungsunternehmen (z.B. Nachhaltigkeitsberichte) oder indirekt über Drittanbieter (z.B. CDP).
    • Diese Emissionen den berichtenden Finanzinstituten unter Verwendung des Zurechnungsfaktors zuordnen.
  • Option 2: Physikalische aktivitätsbasierte Emissionen
    • Schätzen der Emissionen auf Basis von primären physischen Aktivitätsdaten vom Kreditnehmer oder Beteiligungsunternehmen (z.B. Megawattstunden verbrauchtes Erdgas oder Tonnen produzierter Stahl).
    • Verwenden einer geeigneten Berechnungsmethode mit verifizierten Emissionsfaktoren pro physischer Aktivität (z.B. tCO2e/MWh oder tCO2e/t Stahl).
    • Diese Emissionen den berichtenden Finanzinstituten unter Verwendung des Zurechnungsfaktors zuordnen.
  • Option 3: Wirtschaftsaktivitätsbasierte Emissionen
    • Schätzen der Emissionen auf Basis von Wirtschaftsaktivitätsdaten vom Kreditnehmer oder Beteiligungsunternehmen (z.B. Umsatz oder sektorale Vermögenswerte).
    • Verwenden offizieller statistischer Daten oder anerkannter umweltbezogener Input-Output-Tabellen (EEIO), die regions- oder sektorspezifische durchschnittliche Emissionsfaktoren pro Wirtschaftsaktivität bereitstellen (z.B. tCO2e/€ oder $ Umsatz oder tCO2e/€ oder $ sektorale Vermögenswerte).
    • Diese Emissionen den berichtenden Finanzinstituten unter Verwendung des Zurechnungsfaktors zuordnen.

Finanzierte Emissionen berichten

Die Bedeutung transparenter Berichterstattung

Transparente Berichterstattung über finanzierte Emissionen ist unerlässlich, um das Vertrauen der Stakeholder zu gewinnen. Durch die offene Offenlegung des CO2-Fußabdrucks ihrer finanziellen Aktivitäten zeigen Organisationen ihr Engagement für Umweltverantwortung und Rechenschaftspflicht. Diese Transparenz hilft Stakeholdern, die Auswirkungen von Investitionen auf den Klimawandel zu bewerten und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Nutzung des PCAF-Standards für finanzierte Emissionen

Die Nutzung des PCAF-Standards bietet Finanzinstituten standardisierte Methoden zur Messung finanzierter Emissionen. Dies ermöglicht ihnen:

  • Klimabezogene Risiken im Einklang mit den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) und CSRD zu bewerten.
  • Wissenschaftlich basierte Ziele (SBTs) mit Methoden der Science Based Targets-Initiative und anderer wissenschaftlicher Methodiken zu setzen.
  • Stakeholdern wie dem CDP zu berichten.
  • Im Einklang mit der EU-CSRD und SFDR zu berichten.

Wichtige Bestandteile eines umfassenden Emissionsberichts

Ein umfassender Emissionsbericht sollte Folgendes enthalten:

  • Detaillierte Informationen zur verwendeten Methodik zur Messung finanzierter Emissionen.
  • Eine Aufschlüsselung der Emissionen nach Investitionstyp und Sektor.
  • Initiativen oder Strategien zur Reduzierung von Emissionen und zur Förderung nachhaltiger Investitionen.
  • Kontext für die Daten und Einblicke in zukünftige Pläne zur Verwaltung finanzierter Emissionen.

PCAF und die EU-Taxonomieverordnung

Die EU-Taxonomieverordnung stimmt die Finanzressourcen mit dem Pariser Abkommen ab, indem sie Standards zur Bewertung der ökologischen Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen Aktivitäten von Unternehmen festlegt. Diese Standards helfen, die Nachhaltigkeit einer Investition zu bewerten, wodurch Investoren vergleichen und fundierte Entscheidungen treffen können. Die Hauptkennzahl der EU-Taxonomie ist das Green Asset Ratio (GAR), das den Prozentsatz der Investitionen zeigt, die den Taxonomie-konformen Kriterien entsprechen.

Die Verwendung von GARs allein, um den Fortschritt in Richtung des Netto-Null-Emissionsziels des Pariser Abkommens bis 2050 zu verfolgen, reicht jedoch nicht aus. Investoren und Aufsichtsbehörden müssen zusätzliche Faktoren berücksichtigen, da die Finanzierung "grüner" Vermögenswerte nicht die Klimaauswirkungen der Finanzierung "schädlicher" ausgleicht. Eine umfassendere Informationsmenge ist für eine genaue Bewertung erforderlich.

Die EU-Taxonomie konzentriert sich darauf, die Investitionen in qualifizierte grüne Projekte zu erhöhen, um Paris-konforme Cashflows zu erreichen, während der PCAF-Standard auf Paris-Ausrichtung durch die Reduzierung von Portfolioemissionen hinarbeitet. Dies unterstreicht den Hauptunterschied zwischen den beiden Ansätzen.

Kommunikation von Emissionsdaten an Stakeholder

Effektive Kommunikationsstrategien

Beim Kommunizieren von Emissionsdaten an Stakeholder sollten Nachhaltigkeitsmanager die Informationen leicht verständlich gestalten. Die Verwendung von visuellen Hilfsmitteln wie Diagrammen und Grafiken kann helfen, komplexe Daten klar darzustellen. Der Austausch mit Stakeholdern durch Jahresberichte, Nachhaltigkeitsberichte und Meetings stellt sicher, dass die Botschaft ein breites Publikum erreicht.

Ausrichtung der Investitionspolitik an Nachhaltigkeitszielen

Integration von Emissionsdaten in Investitionsentscheidungen

Um Emissionsdaten in Investitionsentscheidungen zu integrieren, sollten die Umweltauswirkungen potenzieller Investitionen berücksichtigt und mit den Nachhaltigkeitszielen der Organisation in Einklang gebracht werden. Durch die Einbeziehung von CO2-Fußabdruck-Bewertungen und Umwelt-Risikobewertungen in den Investitionsprozess können Nachhaltigkeitsmanager sicherstellen, dass ihre finanziellen Aktivitäten die umfassenderen Nachhaltigkeitsziele unterstützen.

Förderung nachhaltiger Investitionspraktiken

Um nachhaltige Investitionspraktiken zu fördern, sollte ein starkes Geschäftsmotiv für die Einbeziehung von Umweltaspekten in Investitionsentscheidungen aufgebaut werden. Verwenden Sie finanzierte Emissionsdaten, um die finanziellen und reputationsbezogenen Vorteile nachhaltiger Investitionen aufzuzeigen und die Risiken von Investitionen mit hohen Emissionen hervorzuheben. Fördern Sie eine Kultur der Nachhaltigkeit und engagieren Sie sich mit wichtigen Entscheidungsträgern, um nachhaltige Praktiken in der gesamten Organisation zu fördern.

Fazit

Es ist von entscheidender Bedeutung für Nachhaltigkeitsmanager, die Erfassung und Berichterstattung finanzierter Emissionen zu beherrschen, um die Umweltauswirkungen der finanziellen Aktivitäten ihrer Organisation effektiv zu lenken. Durch die Anwendung standardisierter Methoden, den Einsatz geeigneter Tools und die Umsetzung bewährter Praktiken können sie positive Veränderungen herbeiführen und nachhaltige Investitionsstrategien fördern.

Finale Tipps für Nachhaltigkeitsmanager zur Berichterstattung über finanzierte Emissionen:

  • Bleibe über Branchenpraktiken und neue Standards zur Messung und Berichterstattung finanzierter Emissionen informiert.
  • Vernetze dich mit Branchenkollegen und Stakeholdern, um Wissen und Erfahrungen auszutauschen.
  • Bewerte und aktualisiere kontinuierlich Mess- und Berichterstattungsprozesse auf Genauigkeit und Transparenz.
  • Setz dich dafür ein, Emissionsdaten in Investitionsentscheidungen zu integrieren und nachhaltige Investitionspraktiken innerhalb eurer Organisation zu fördern.

Die Navigation durch die Komplexität der Berichterstattung über finanzierte Emissionen kann herausfordernd sein. Mein Beratungsunternehmen ist darauf spezialisiert, Unternehmen dabei zu helfen, dieses Gebiet zu meistern. Wir bieten fachkundige Beratung, maßgeschneiderte Lösungen und praktische Unterstützung, um sicherzustellen, dass Ihre Organisation ihre Nachhaltigkeitsziele und regulatorischen Anforderungen erfüllt. Kontaktiere uns noch heute, um zu erfahren, wie wir euch dabei helfen können, eure finanzierten Emissionen effektiv zu verwalten und nachhaltige Investitionspraktiken voranzutreiben.

Johannes Fiegenbaum

Johannes Fiegenbaum

Ein unabhängiger Berater, der Nachhaltigkeitsberatung und Marketing-Tech-Lösungen anbietet, um Unternehmen dabei zu helfen, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.

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