EU-Taxonomie: Checkliste für Unternehmen
Die EU-Taxonomie ist ein zentrales Instrument der EU zur Förderung nachhaltiger Investitionen. Sie...
By: Johannes Fiegenbaum on 17.04.25 13:07
Klimarisiken kosten Deutschland jährlich Milliarden. Unternehmen müssen diese Risiken in ihre Finanzplanung integrieren, um Schäden zu minimieren und regulatorische Vorgaben einzuhalten. Hier sind die wichtigsten Punkte:
Risikotyp | Kurzfristige Auswirkungen | Langfristige Auswirkungen |
---|---|---|
Physische Risiken | Produktionsunterbrechungen, Schäden | Standortverlagerungen, Infrastruktur |
Transitorische Risiken | CO₂-Preise, neue Vorschriften | Technologiewechsel, Geschäftsmodelle |
Ein konkretes Fallbeispiel zur Illustration der Schäden für Unternehmen und Infrastruktur ist das Ahrtal-Hochwasser im Juli 2021:
In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 fielen im Ahrtal außergewöhnlich große Regenmengen in kurzer Zeit, was zu extremen Überschwemmungen führte. Die Folgen für Unternehmen und Infrastruktur waren verheerend:
Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, wie Naturkatastrophen wie das Ahrtal-Hochwasser 2021 nicht nur private Haushalte, sondern auch Unternehmen und die gesamte Infrastruktur einer Region massiv treffen und deren Folgen den Wiederaufbau über Jahre hinweg prägen können.
In den letzten Jahren wurden die Anforderungen zur Integration von Klimarisiken in CAPEX- und OPEX-Bewertungen deutlich verschärft. Unternehmen in Deutschland müssen dabei sowohl nationale als auch EU-weite Vorgaben beachten. Diese Vorgaben bilden die Grundlage für die folgenden Regulierungsanforderungen.
Die TCFD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures) hat vier Hauptbereiche definiert, die für die Bewertung klimabezogener Risiken relevant sind:
Bereich | Anforderungen für CAPEX/OPEX |
---|---|
Klare Governance-Strukturen | Aufsicht und Verantwortung für Klimarisiken |
Strategie | Szenarioanalysen, einschließlich des 2°C-Ziels |
Risikomanagement | Einbindung in die Finanzplanung |
Messgrößen | Überwachung und Messung von Klimarisiken |
Die Anforderungen der TCFD sind eng mit den Berichtsanforderungen der CSRD verzahnt. Viele ihrer Konzepte, wie die Szenarioanalyse oder die Trennung physischer und transitorischer Risiken, wurden in die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) übernommen. Damit werden sie künftig auch für viele mittelständische Unternehmen verpflichtend.
Eine Untersuchung der 100 größten deutschen Unternehmen zeigt, dass besonders die DAX-30-Unternehmen ihre Berichterstattung weitgehend an den TCFD-Empfehlungen ausrichten. Dabei liegt der Schwerpunkt stärker auf Transitionsrisiken als auf physischen Risiken. Die deutschen Geschäftsstandards konkretisieren diese Anforderungen und bieten praktische Leitlinien für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Das Umweltbundesamt stellt durch regelmäßige Updates eine transparente Basis für die Bewertung physischer Klimarisiken bereit. Die wichtigsten Vorgaben umfassen:
"Die TCFD-Empfehlungen schaffen die Voraussetzungen für ein besseres Verständnis der klimabezogenen Risiken von Unternehmen und führen letztlich zu besser informierten Märkten, genauerer Preisbildung und größerer Finanzstabilität." - Loh Boon Chye, Chief Executive Officer, Singapore Exchange
Der TCFD Knowledge Hub bietet Unternehmen praktische Unterstützung bei der Umsetzung dieser Empfehlungen.
Basierend auf den regulatorischen Rahmenbedingungen zeigen die folgenden Kategorien, wie sich Klimarisiken auf die Finanzen auswirken können.
Zwischen 2000 und 2021 verursachte der Klimawandel in Deutschland durchschnittliche Schäden in Höhe von 6,6 Milliarden Euro pro Jahr. Die wichtigsten physischen Risikofaktoren und ihre finanziellen Folgen lassen sich wie folgt darstellen:
Risikotyp | Auswirkungen auf CAPEX | Auswirkungen auf OPEX |
---|---|---|
Extremwetter | Schäden an Infrastruktur, Ersatz von Anlagen | Höhere Wartungskosten |
Dürre | Investitionen in Wassermanagement | Produktionsverluste, gestiegene Betriebskosten |
Hochwasser | Hochwasserschutzmaßnahmen, mögliche Standortverlagerungen | Höhere Versicherungsprämien, Reparaturkosten |
Nach der verheerenden Flut im Mai 2023 in der Region Emilia-Romagna sah sich ein Logistikunternehmen gezwungen, seine Standortstrategie zu überdenken. Über 500 beschädigte Straßen und ein drastischer Einbruch der Lieferperformance um 30 % zwangen das Unternehmen, neue Wege zu gehen:
Dieses Beispiel zeigt: Klimaanpassung beginnt nicht erst mit dem Katastrophenfall, sondern idealerweise schon in der strategischen Standortwahl.
Neben den physischen Risiken beeinflussen auch Veränderungen in Märkten und politischen Rahmenbedingungen die Finanzplanung. Transitorische Risiken, wie Marktveränderungen und strengere Umweltvorschriften, erfordern Anpassungen bei Investitions- und Betriebsausgaben. Studien zeigen, dass deutsche Unternehmen zunehmend unter den Folgen des Klimawandels leiden.
Die folgenden Tabellen fassen die kurzfristigen und langfristigen Effekte der verschiedenen Risikotypen zusammen:
Risikokategorie | Kurzfristige Auswirkungen | Langfristige Auswirkungen |
---|---|---|
Physische Risiken | Produktionsunterbrechungen, Reparaturkosten | Standortverlagerungen, Anpassungen der Infrastruktur |
Transitorische Risiken | Kosten durch CO2-Preise, regulatorische Anforderungen | Anpassung von Geschäftsmodellen, Technologiewechsel |
Kombinierte Effekte | Steigende Versicherungsprämien | Wertverluste, Verlust von Marktanteilen |
Die Einbeziehung verschiedener Klimaszenarien ermöglicht eine bessere Abschätzung der finanziellen Folgen und unterstützt bei der Entwicklung wirksamer Anpassungsstrategien.
Um Klimarisiken systematisch zu erfassen, ist ein strukturierter Ansatz notwendig. Eine bewährte Methode ist die Monte-Carlo-Simulation, die es ermöglicht, quantifizierbare Risiken zu modellieren und deren Auswirkungen auf CAPEX und OPEX genau zu berechnen.
Analysemethode | Anwendungsbereich | Vorteile für die Finanzplanung |
---|---|---|
Monte-Carlo-Simulation | Quantifizierbare Risiken | Exakte Risikomodellierung, statistisch fundierte Ergebnisse |
Beta-Verteilung | Großprojekte | Hohe Verlässlichkeit, wissenschaftlich fundiert |
Extremwerttheorie | Seltene Ereignisse | Realistische Abbildung von Ausnahmefällen |
Die Ergebnisse dieser Analysen fließen direkt in die Finanzplanung ein.
In der Praxis stehen Unternehmen allerdings häufig vor erheblichen Herausforderungen: Die Verfügbarkeit belastbarer Klimadaten – etwa auf regionaler Ebene – ist begrenzt. Viele Analysen beruhen daher auf Schätzungen oder sektorübergreifenden Annahmen, was Unsicherheiten in der Bewertung erhöht. Eine enge Zusammenarbeit mit externen Datenanbietern ist daher empfehlenswert.
Die Integration von Klimarisiken in die Finanzplanung erfolgt durch die Nutzung statistischer Verteilungsfunktionen basierend auf historischen Daten, Erfahrungswerten und spezifischen Projektdaten. Der berechnete Fraktilwert des Value at Risk (VaR) liefert dabei eine genaue finanzielle Bewertung. Diese Methode ermöglicht eine kontinuierliche Anpassung und Optimierung der Finanzpläne.
Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Risikomodelle ist unerlässlich. Unternehmen sollten ihre Modelle an den strukturierten Ansatz des PIEVC-Katalogs anpassen, der im November 2022 von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) veröffentlicht wurde. Ein Beispiel aus der Praxis: DAX-30-Unternehmen aktualisieren ihre Modelle entsprechend den Empfehlungen der TCFD.
Basierend auf den bisherigen Analysen zeigen die folgenden Empfehlungen konkrete Maßnahmen, um klimabezogene Risiken in die Finanzplanung zu integrieren. Diese ergänzen die zuvor erläuterten Risikomodelle und Anpassungen der Finanzplanung.
Die Erfassung und Analyse klimabezogener Risiken erfordert einen klar strukturierten Ansatz. Dabei ist es wichtig, physische Klimarisiken und Übergangsrisiken, die durch Klimaschutzpolitiken entstehen, voneinander zu unterscheiden.
Risikoart | Methode | Erforderliche Daten |
---|---|---|
Physische Risiken | Standortbasierte Analyse | Klimaszenarien, Wetterdaten, Infrastrukturbewertungen |
Übergangsrisiken | Analyse der politischen Auswirkungen | CO₂-Preise, Regulierungstrends, Marktentwicklungen |
Diese Daten bilden die Grundlage für die bereichsübergreifende Zusammenarbeit und die Festlegung klarer Verantwortlichkeiten innerhalb der Team-Koordination.
Eine effektive Zusammenarbeit zwischen Finanz- und Nachhaltigkeitsabteilungen erfordert klare Zuständigkeiten, regelmäßigen Datenaustausch und gezielte Weiterbildung:
Zusätzlich zur internen Abstimmung spielt die Einhaltung externer Vorschriften eine entscheidende Rolle.
Umweltbundesamt: "Unternehmen sehen sich mehr durch Risiken aus Klimaschutzpolitiken betroffen als durch Risiken aufgrund des Klimawandels selbst."
Um den sich ändernden regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden, sollten folgende Schritte umgesetzt werden:
Bereich | Maßnahmen |
---|---|
TCFD-Berichterstattung | Einführung standardisierter Reporting-Prozesse |
ESG-Integration | Anpassung der Investitionskriterien |
Risikomanagement | Regelmäßige Aktualisierung der Risikomodelle |
Die Anpassung an neue Vorschriften bleibt ein fortlaufender Prozess. Besonders die Erfassung physischer Klimarisiken sollte weiter verbessert werden, da hier noch Potenzial besteht.
Ein zentrales Hindernis bleibt das Datenmanagement: Unternehmen benötigen verlässliche Quellen für klimabezogene Kennzahlen – von physischen Standortdaten über regionale Extremwetterprognosen bis hin zu CO₂-Preisszenarien. Insbesondere die Bewertung von Scope-3-Risiken erfordert eine intensive Abstimmung mit Lieferanten und externen Partnern. Der Aufbau belastbarer Datenflüsse ist damit ein strategischer Erfolgsfaktor.
Die Berücksichtigung klimabezogener Risiken in CAPEX- und OPEX-Bewertungen erfordert einen klar strukturierten Ansatz, der sowohl physische als auch übergangsbedingte Einflüsse einbezieht. Die Analyse zeigt folgende Schwerpunkte:
Risikobereich | Hauptauswirkungen | Erforderliche Maßnahmen |
---|---|---|
Physische Risiken | Direkte Schäden an Anlagen und Infrastruktur | Szenarioanalysen, Standortbewertungen |
Übergangsrisiken | Regulatorische und marktbedingte Veränderungen | Anpassung der Investitionskriterien, CO₂-Preismodellierung |
Finanzielle Effekte | Auswirkungen auf Vermögenswerte und Betriebskosten | Integration in Rechnungslegung und Risikomanagement |
Diese Tabelle fasst die zentralen Risikokategorien und empfohlenen Maßnahmen zusammen, die in den vorherigen Abschnitten detailliert beschrieben wurden.
Das Umweltbundesamt stellt fest: "Die finanziellen Auswirkungen klimabezogener Risiken für Nicht-Finanzinstitute sind nicht immer unmittelbar erkennbar, und es bestehen Schwierigkeiten bei der Bewertung, Quantifizierung und dem Management dieser Risiken".
Drei Hauptbereiche stehen im Fokus:
Die Zusammenarbeit mit der Finanzabteilung ist dabei unerlässlich. Besonders wichtig ist die Verknüpfung von finanziellen und nicht-finanziellen Informationen im Rahmen einer integrierten Berichterstattung. Diese Ansätze helfen Unternehmen, Klimarisiken gezielt in ihre langfristige Finanzstrategie zu integrieren.
Diese Zusammenfassung dient als Grundlage für die im nächsten Abschnitt beantworteten häufig gestellten Fragen.
Hier beantworten wir zentrale Fragen zur Einbindung klimabezogener Risiken in die Finanzplanung, basierend auf den vorherigen Analysen.
Die Berücksichtigung klimabezogener Risiken hat direkte Auswirkungen auf die Finanzplanung. Studien zeigen, dass bis 2021 jährlich durchschnittliche Schäden von 6,6 Milliarden Euro entstanden sind, mit kumulierten Schäden in Höhe von 145 Milliarden Euro.
"Unternehmen sich mehr durch Risiken aus Klimaschutzpolitiken betroffen sehen als durch Risiken aufgrund des Klimawandels selbst." - Umweltbundesamt
Die Unterscheidung zwischen physischen und transitorischen Risiken ist entscheidend. Beide Risikotypen haben unterschiedliche Merkmale und finanzielle Folgen:
Risikotyp | Hauptmerkmale | Finanzielle Auswirkungen |
---|---|---|
Physische Risiken | Extremwetter, Meeresspiegelanstieg | Schäden an Infrastruktur, Produktionsausfälle |
Transitorische Risiken | CO₂-Bepreisung, Regulierung | Wertverluste bei fossilen Vermögenswerten |
Führungskräfte in Deutschland berichten laut Studien bereits von spürbaren Auswirkungen.
Für die Bewertung von Klimarisiken gibt es drei wichtige Tools:
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Ein unabhängiger Berater, der Unternehmen hilft, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.
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